Die Vereinsgeschichte der Fahrdorfer Shantymen oder wie alles begann

 

 

SHANTY, auch CHANTY auch CHANTEY

 

 

 

Shantys sind Arbeitslieder, die Seeleute insbesondere auf britischen und amerikanischen Handelsseglern sangen, wenn sie Seile zogen, um Rahen oder Segel zu heißen, Segel brassten (d. h. deren Winkel zum Wind zu verändern), den oder die Anker einholten oder die Pumpen bedienten. Es wird angenommen, dass das Wort, wie immer es auch geschrieben wird, die Aussprache englischsprachiger Seeleute des französischen "chanter" (singen) wiedergibt und dass die Ursprünge bei den franko-kanadischen Holzfällern liegen, die beim Ziehen geschlagener Baumstämme Arbeits-Takt-Lieder sangen.

 

An Bord von Schiffen haben sich dann zwei Hauptarten von Shantys entwickelt: Die eine zum Durchholen von Tauen, die andere um ein "Capstan" (Ankerspill) zu drehen. Das erste stellt den Takt für gemeinsame, ruckweise Zug-Arbeit sicher, das zweite sorgt für rhythmische Gehbewegungen.

 

Bei den Zug-Shantys kann man noch einmal zwei Arten unterscheiden:

 

  • Ein "Short Drag" wurde gesungen, wenn wenige Hole-Bewegungen zum Ziele führten. Auf das meist einzeilige Solo des Vorsängers folgte ein gleichfalls einzeiliger Refrain des Chores; das letzte Wort wird herausgepresst und gleichzeitig mit ihm das Tau durchgeholt.
  • Das "Halyard Shanty", auch Fall-Shanty genannt, begleitet das lange Durchholen der Taue beim Segelsetzen. Meist sind es vierzeilige Strophen, in denen sich Solo- und Chorgesang abwechseln.

 

Eine weitere Art von Shantys sind die Forbitter oder Forecastle-Songs. Diese Lieder wurden von den Matrosen vorwiegend während ihrer Freiwache gesungen, wenn sie sich auf dem Vorschiff (dem Forecastle, der Back) aufhielten. Als Sitzgelegenheit benutzten sie dabei gerne die Poller (engl. forebit).

 

Die literarische Forschung liefert uns die erste Andeutung von seemännischen Arbeitsliedern in einem Manuskript aus der Regierungszeit des englischen Königs Heinrich VI. (1421-1471): Eine Seeballade, vielleicht die älteste in Europa, handelt von einem Schiff voller Pilger, die von Wales zum Schrein des heiligen Jakob (Santiago) nach Compostella in Spanien wollten.

 

Der erste Hinweis auf das Singen von Arbeitsliedern beim Holen eines Taues – was die Seeleute später "shantying" nannten – und auf einen Vorsänger, der später "Shantyman" hieß, findet sich in den Werken eines Dominikanermönches, Felix Fabri aus Ulm, der 1493 auf einer venezianischen Galeere nach Palästina segelte. Shanty-Männer werden beschrieben als "Matrosen", die bei der Arbeit singen... ein Wechselgesang zwischen einem, der Kommandos aussingt, und den Shanty-Boys, den arbeitenden Matrosen, die singend antworten.

 

Während Seemannslieder die Romantik der See beschreiben, stellen Shantys richtige Arbeitsgesänge dar. An Bord wurde weniger zum Vergnügen gesungen, sondern um die körperlich schwere Arbeit gemeinsam zu bewältigen.